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Veranstaltungsort | 2. OG Hessisches Landesmuseum Darmstadt Friedensplatz 1 64283 Darmstadt |
Kuratorin | Dr. Gabriele Mackert |
Laufzeit | 01. bis 30. Juni 2019 |
01.06.2019 – 30.06.2019
01.06.2019
Video des Monats. Ozeanische Gefühle 05
Lisa Rave »Europium«
»Europium« ist eines der Elemente, die man »Seltene Erden« nennt. Es ist nach dem europäischen Kontinent benannt und macht unter anderem die Farbbilddarstellung auf den Displays von Smartphones und Flatscreens brillanter und erschwert durch seine fluoreszierende Eigenschaft die Fälschung der Euro-Banknote. Nun soll es im Bismarcksee genannten Randmeer des Pazifiks vor Neuguinea von einem internationalen Konsortium mit großem technischem Aufwand abgebaut werden.
Lisa Rave beschäftigt sich in ihren Videoarbeiten häufig mit Kolonialgeschichte und ihren heutigen Ausprägungen. Rave verfolgt Traditionslinien vom Kolonialismus und Rohstoffausbeutung heute, stellt Fetischkult banalen Konsum gegenüber und konfrontiert die Unterwerfung vermeintlich unzivilisierter Naturvölker und ökologischer Zerstörung.
Sie parallelisiert Spiritualismus der Indigenen Papua-Neuguineas sowie deren wechselvolle koloniale Vergangenheit anhand der Nautilus-Muschel und des traditionellen Muschelgeldes. Es wird Tabu oder Diwarra genannt. Es diente ab 1883 auch deutschen Kaufleuten als Zahlungsmittel. Sie sollen es auch gefälscht und später verboten haben, weil einer Währung ein überprüfbarer Gegenwert etwa eine Arbeit zugrunde liegen sollte. Mit Muschelgeld sind aber auch spirituell-religiöse Ideen verbunden, die bis heute wichtig für Zeremonien wie Heirat und Tod sind.
Rave verwebt in ihrem Film verschiedene historische Elemente und spiegelt so die Komplexität menschlicher Kultur, ihrer lokalen Ökonomien und globalen Tauschsysteme.
Das Hessische Landesmuseum präsentiert neben Lisa Raves Film Muschelgeld aus der ethnologischen Sammlung. Darunter ist ein Kragen, der dicht mit Nassa-Schnecken besetzt ist. Er stammt aus Birara, im ehemaligen Neu-Mecklenburg, heute Niu Ailan bzw. New Ireland. Er kam 1904 als Geschenk des Geometers Rudolf Schmitt aus Gernsheim in das Landesmuseum.
Lisa Rave ist 1979 in Großbritannien geboren und lebt in Berlin. Sie hat Experimentellen Film in Berlin und Fotografie in New York studiert, war 2017 Stipendiatin der TBA21–Academy in Wien, 2014 Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart. 2014 gewann sie den Videokunstpreis Bremen. Sie unterrichtet an der Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg.
Ihre letzten Ausstellungen waren u.a. Transmediale Festival in Berlin 2018, Centre for Contemporary Art Singapore und Lofoten International Art Festival (LIAF) 2017.