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Kunst und Kulturgeschichte

Das Fundament für die universelle Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt geht zurück auf die Landgräfin Karoline von Hessen-Darmstadt, die ihre Sammlungen von Naturalien und physikalischen Instrumenten Ende des 18. Jahrhunderts an ihren Sohn, den späteren Großherzog Ludwig I., vererbte. Im Jahr 1820 übergab Ludewig I. seine umfangreiche Kunst- und Naturaliensammlung in Form einer Stiftung in das Eigentum des Staates. Damit machte er als einer der ersten deutschen Fürsten die musealen Bestände der Öffentlichkeit zugänglich.

Durch verschiedene Erwerbungen und Schenkungen, unter anderem einer großen Kunstsammlung des Kölner Barons von Hüpsch, entstand eine vielseitige und bedeutende Sammlung an Gemälden, Graphiken, Zeichnungen, Skulpturen und kunsthandwerklichen Objekten. Die Bestände reichen vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Bereits 1802 wurde das gesamte druckgraphische Werk Albrecht Dürers und Rembrandts angekauft. Die Gemälde- und Skulpturenbestände erweiterten sich stetig. In den 1920er Jahren kam ein großes Konvolut an Gemälden Arnold Böcklins als Stiftung in die Sammlung. 1955 konnte das Museum seine Türen wieder öffnen, nachdem der Zweite Weltkrieg und die nationalsozialistische Propaganda zu einigen Einbußen, vor allem im Bestand des Expressionismus, geführt hatte. Die Jugendstilsammlung erfuhr durch die Kollektion des Amsterdamer Juweliers Karel A. Citroen eine umfangreiche Ergänzung. Einen herausragenden Schwerpunkt des 20. Jahrhunderts bildet der 1970 in sieben Räumen installierte »Block Beuys« von Joseph Beuys.

Mit der Wiedereröffnung des Museums 2014, nach umfangreicher mehrjähriger Sanierung, erhielten die kunst- und kulturgeschichtlichen Abteilungen eine neue zeitgemäße Gestaltung.

Die archäologischen Sammlungen gehören zu den ältesten Deutschlands. Höhepunkte sind das römische Mosaik aus Bad Vilbel in einem der schönsten Stilräume des Museums, bedeutende vor- und frühgeschichtliche Grabungsfunde des Großraums Rhein-Main-Neckar sowie die einzigartigen Korkmodelle römischer antiker Ruinen im Raum der Antikenrezeption.

Joseph Beuys, Block Beuys, Raum 2 © Hessisches Landesmuseum Darmstadt, VG-Bild-Kunst 2023

»Block Beuys« ist der weltweit größte authentische Werkkomplex von Joseph Beuys (1921 – 1986), einem der wichtigsten deutschen Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In sieben Räumen befinden sich fast 300 Arbeiten aus der Zeit von 1949 bis 1972, darunter zahlreiche ikonische Werke. Mit dieser vom Künstler selbst eingerichteten Sammlung, Filmen, Zeichnungskonvoluten und Ephemera ist das Landesmuseum ein zentraler Ort für das Schaffen von Joseph Beuys.

Prunkvolle Tafelaufsätze, Gold- und Silberarbeiten von der Renaissance bis zum Barock, Gefäße aus Edelsteinen, Straußeneiern oder Kokosnüssen und Schmuckstücke sind in der Fürstlichen Schatzkammer versammelt. Hervorgegangen aus den Beständen des Darmstädter Herrscherhauses, reihen sich in den Vitrinen Trinkspiele und Pokale und weitere Stücke bis in das 19. Jahrhundert.

Der Waffensaal im spätgotischen Stil präsentiert Waffen, Rüstungen auf einem »Catwalk« sowie Glasgemälde aus dem 14. bis zum 17. Jahrhundert.

Die Kunstsammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt bietet einen Überblick über ca. 700 Jahre Kunstgeschichte. Von den Altarretabeln des Mittelalters bis zur Kunst des 20. Jahrhunderts faszinieren weltberühmte Einzelwerke wie Pieter Bruegels »Elster auf dem Galgen«, der größte Bestand von Gemälden Arnold Böcklins außerhalb der Schweiz und herausragende Beispiele des Expressionismus. Die Kunst nach 1945 glänzt mit Meisterwerken von Gerhard Richter bis Rosemarie Trockel und mit Objekten und Skulpturen von Marcel Duchamp, Constantin Brancusi bis Marina Abramovic.

Maria Sybilla Merian, Steinklee (Gelbe Blüte) mit Schmetterlingen, vor 1683, Deckfarben, Pergament

Zeichnungen und Druckgraphik vom 12. bis ins 21. Jahrhundert, Plakate, Fotografien und Gebrauchsgrafik bilden die Schwerpunkte der Graphischen Sammlung, dem ältesten Bestand des Hessischen Landesmuseums. Von Rembrandt und Dürer bis zu den Werken der Pop Art und der Gegenwart reicht die Sammlung. Im Benutzersaal können die Werke vorgelegt werden. Nirgends kommt man der Kunst so nah wie hier.

Thesmar André-Fernand, Hirné Henri, Orchideenbrosche, Paris, um 1902, Gold, gegossen, gesägt, graviert; Fensteremail, glänzend; Transluzidemail, glänzend; Perle

Eine der umfangreichsten Sammlungen an internationalen Jugendstilobjekten, Möbeln, Schmuck und Vasen bietet das Sockelgeschoss des Museums. In den 1960er-Jahren erstmals präsentiert, finden sich hier Objekte der bekanntesten Jugendstilkünstler*innen und -Werkstätten: von Emil Gallé bis Joseph Maria Olbrich, von den Wiener Werkstätten bis zur berühmten Darmstädter Künstlerkolonie. Einen Schwerpunkt bilden die Arbeiten von Henry van de Velde sowie die umfangreiche Schmucksammlung – eine der weltweit bedeutendsten ihrer Art.

Der Ortenberger Altar, Mittelrhein, um 1420

Die Sammlungen der Kunst des Mittelalters gehören zu den bedeutendsten in Deutschland. Kunsthandwerk, Skulptur, Tafelmalerei und Glasmalerei vom Früh- bis Spätmittelalter bieten einen tiefen und umfassenden Einblick in die Kunst und Kultur dieser vom Christentum geprägten Zeit. Höhepunkte bilden Stefan Lochners Tafelbild „Darbringung im Tempel“ und zahlreiche kostbare liturgische Objekte aus Elfenbein und Emaille in der Kirchlichen Schatzkammer.

Sammlung Spierer, Ein Wald der Skulpturen, Raum 1 © VG Bild-Kunst, Bonn 2023

40 Skulpturen von der Moderne bis zur Gegenwart bilden den »Wald der Skulpturen«, den der Genfer Kunstsammler Simon Spierer 2004 dem Hessischen Landesmuseum schenkte. Die internationale Sammlung konzentriert sich auf die Formen der Stele, der Figur und des Torsos. Stile und Materialien sind dabei so unterschiedlich wie die vertretenen Künstler*innen – von Constantin Brancusi bis Alberto Giacometti und Louise Bourgeois. Die freie Aufstellung im Raum erlaubt Besucher*innen eine unmittelbare Nähe zu den Kunstwerken.

Aussenansicht Außenstelle. Foto: M. Stöckl-Reinhard, HLMD

In dem denkmalgeschützten Fabrikgebäude des Jugendstils führen ehrenamtliche Setzer und Drucker anhand zahlreicher funktionsfähiger Druckmaschinen Arbeitstechniken vor, die das industrielle Zeitalter im Druckgewerbe vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die 1970er Jahre anschaulich dokumentieren.

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Die Haupthalle im Eingangsbereich des Hessischen Landesmuseums

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